"All that Matters" - Theater wider das Vergessen

Veröffentlicht am 2. April 2025 um 14:00

Gestern und heute war die Frankfurter Künstlerin Liora Hilb mit ihrem Team, bekannt als La Senty Menti, zu Gast bei den fünf Abschlussklassen. Sie führte im Theaterraum ihr eindrucksvolles Theaterstück All That Matters - worauf es ankommt über die Transporte jüdischer Kinder nach Großbritannien auf. Ein besonderer Dank gebührt der Evelyn-und-Martin-Wentz-Stiftung, die eine der insgesamt vier Vorführungen sponsorte. Mit der Theateraufführung konnten wir nach dem Besuch der Gedenkstätte Buchenwald einen weiteren Baustein unseres Schwerpunktes im Fachbereich Geschichte "Wider das Vergessen" für die 10. Klassen umsetzen. Die Zusammenarbeit mit La Senty Menti besteht nunmehr seit neun Jahren und wir waren auch dieses Jahr froh, Frau Hilb bei uns begrüßen zu dürfen.

All that Matters basiert auf dem Tagebuch von Vera Gissing, geb. Diamant (Pearls of Childhood), die als 11-Jährige gemeinsam mit ihrer älteren Schwester von den Eltern kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs mit dem Zug aus Prag nach London geschickt wird. Während Vera und ihre Schwester so dem Holocaust entkommen, werden ihre Eltern sowie Millionen andere europäische Juden sterben. Ähnlich wie bei Anne Frank gibt ihr Tagebuch Einblicke in das Schicksal eines jüdischen Mädchens während des Zweiten Weltkriegs, geprägt von Bangen, Hoffnung, Angst, aber auch Momenten der Unbeschwertheit. Vera überlebt - dank des Mutes ihrer Eltern, die sie in ein fremdes Land geschickt haben und dank eines Mannes, der im Angesicht des 1939 noch gar nicht klar zu umfassenden Schreckens gehandelt hat: Der Brite Nicolas Winton organisierte insgesamt neun Kindertransporte aus Prag nach London und rettete so 669 jüdische Kinder zwischen drei und 17 Jahren das Leben. Einer der Züge mit 250 Kindern an Bord konnte die damalige Tschechoslowakei nicht mehr verlassen; ein Fakt, der Winton bis ins hohe Alter (er starb mit 106 in 2015) nicht verwinden konnte.

Das Schicksal der überlebenden Kinder – und damit auch das von Vera Diamant – wurde erst 1988 einer breiten Öffentlichkeit bekannt. In einer bewegenden BBC-Fernsehsendung wurde Winton von einigen der geretteten Kinder überrascht. Dieser Moment machte seine Geschichte weltweit bekannt.

In ihrem Stück hat Liora Hilb diese wahre Geschichte mit autobiographischen Details verwoben. Sie und ihre Co-Darstellerin Beate Jatzkowski, die mit ihrem Akkordeonspiel für Atmosphäre sorgte, schlüpften in die unterschiedlichsten Rollen in diesem multimedial unterstützen Stück und erweckten die Figuren mit ihrem Spiel zum Leben.

Die emotionale Darstellung in All That Matters regte die Jugendlichen zum Nachdenken an und führte im Nachgang zu Gesprächen über Geschichte, Erinnerung und die Hoffnung, dass es selbst in den schlimmsten Situationen Menschen wie Nicolas Winton gibt, die sich trauen, Gutes zu tun. "Jeder kann immer etwas tun", so fasste Schulleiter Bernhard Rogowski die Kernaussage des Stücks zusammen. Alles, worauf es ankommt - All That Matters.